Mobiles VoIP im Alltag per HSDPA oder WLAN und Nokia E90 sowie virtueller PBX

Telefonie über Datenverbindungen ist in Unternehmenskreisen längst etabliert, dank QOS und Priorisierung der Sprachdatenpackete auch qualitätsmässig kein Problem. In Privatkundenpreisen ist die “Internet Telefonie” seit Skype allgegenwärtig, zunehmend jedoch werden auch standardisierte sog. SIP Konten benutzt um bis hin zum Ersatz des herkömmlichen Festnetzanschlusses genutzt zu werden. Danke grosszügigen Bandbreiten von ADSL, VDSL und Cable ist die Qualität von VoIP dem Festnetz in vielen Fällen ebenbürtig, die Verfügbarkeit allenfalls etwas tiefer (mehr beteiligte Hardware, mehr Ausfallmöglichkeiten als herkömmliches Festnetz). Die Zahl der Anbieter (z.B. in der Schweiz) ist gross, die Tarife interessant.

Mobiles VoIP

Nicht nur die Festnetzanbindungen bescheren einen Breitband-Internetzugang, sondern auch die Mobilfunkanbieter bieten seit der Evolution von GSM/GPRS auf UMTS/HSPA je nach Netzabdeckung schnelle mobile Internetzugänge von bis zu 7.2Mbit/s (HSDPA) Download und schnellem Upload (HSUPA). Diese schnellen mobilen Internetzugänge können mit Smartphones genutzt werden. Wie der Name schon sagt, können die smarten Handys natürlich weit mehr als nur über das GSM/UMTS Netz zu telefonieren, nämlich mobiles Internet, und eben auch Telefonie über das mobile Internet, VoIP. Da jedoch VoIP Datenmenge verbraucht, gilt es für mobile Datenverbindungen zu beachten, was man pro MB bezahlt.

Datentarife...mobile Flatrates?

Wirkliche Flatrates in Bezug auf die übertragene Datenmenge gibt es in der Schweiz nicht (ausser bei den Tagesangeboten, jedoch schnell hohe Monatsgebühren, Übersicht der Angebote), jedoch grosszügige Datenpackete mit monatlichen Abogebühren zwischen 1.5GB und 5GB sowie 49.- und 79.- CHF. Doch was geben die mobilen Internetzugänge in Bezug auf VoIP her? Wie nutzt man ein kompatibles Smartphone am besten mit VoIP? Wieviel Bandbreite und Datenmenge braucht mobiles VoIP?

Testsetup

Mein Testsetup ist ein Nokia E90 Symbian Series60v3 Smartphone mit integriertem SIP Client von Nokia. Für die Nutzung von Skype testeten wir mit Hilfe der Software von Fring für Nokia/S60v3. Netze: Sunrise und Swisscom. Als VoIP Provider testen wir direkt auf dem E90 e-fon.ch sowie pbxes.org erfolgreich. Sipcall und Netvoip konnten wir auf dem E90 nicht zum Laufen bringen (bekannte Inkompatibilität). Als SIP-Nebenstelle mit einer virtuellen PBX nutzten wir bzw. funktionierte eingebucht über die PBX e-Fon, Netvoip von Netstream, Sipcall, Voipbuster, Sipgate.de und andere Anbieter problemlos.

Bandbreite

VoIP auf dem E90 steht zur Verfügung, wenn mindestens 3G (UMTS) oder 3.5G (HSDPA) Netzabdeckung präsent ist. Fring hingegen bucht sich auch über GPRS ein, an Sprachtelefonie über Skype ist dann aber nicht zu denken, etwas anders sieht es mit EDGE aus, wo man in Satzbruchstücken wie früher im Sprechfunk zur Not verbal kommunizieren kann.

Highend Anwendung - Achtung nur für versierte und experimentierfreudige Nutzer

Da das Handling verschiedener VoIP Konti auf dem E90 doch etwas mühsam ist - es lassen sich zwar mehrere SIP Konten erstellen und gleichzeitig registrieren - Wahlregeln für abgehende Anrufe und weitere Möglichkeiten stehen nicht zur Verfügung, haben wir uns an das Setup einer virtuellen Telefonzentrale gewagt - gewaltig ist hier z.B. pbxes.org. Bei der virtuellen Telefonzentrale lassen sich mehrere SIP Konti als abgehende Linien erfassen, inkl. Regeln welche Nummer über welche Linie heraus soll. Hat man das eingerichtet, geht es an die Definition der Nebenstellen der virtuellen Telefonanlage. Ganz toll hier die Möglichkeit, nicht nur SIP Geräte einzubinden, sondern auch herkömmliche PSTN- oder Mobiltelefonnummern. Jeder Nebenstelle wird dann eine Kurzwahl zugeteilt. Dann geht es an die Definition was mit eingehenden Anrufen über welche Linie passiert: Alle erdenkliche Kombinationen von Nummernfiltern, Zeitregeln, Um- und Weiterleitungen und Wartemusik und Sprachbox bis hin zu call forking oder call hopping auf Nebenstellenkombinationen und externe Nummern oder SIP-Konti sind hier möglich. Ist alles eingerichtet, kann das E90 über die SIP-Einstellungen von pbxes.org als Nebenstelle über die Datenverbindung per UMTS/HSDPA oder WLAN eingebucht werden. Danach lässt sich normal abgehend telefonieren, unter voller Nutzung aller Regeln die auf pbxes.org definiert sind, oder aber man kann andere Nebenstellen per Kurzwahl - zum Nulltarif solange man innerhalb der Datenlimite ist - anrufen.

Datenmenge

Wie oben erwähnt, telefoniert man zu den Tarifen des jeweiligen VoIP-Anbieters oder ohne Telefonzeitgebühren zu anderen SIP-Anschlüssen. Kostenlos ist jedoch relativ, fallen doch für ein Datenabo doch mal 50.- CHF pro Monat an. Doch wie weit reicht die abonnierte Datenmenge, sprich wieviele Minuten könnte man pro Datenmenge X zum Abopreis von Y.- pro Monat per VoIP telefonieren?

Ein 5 minütiges Telefonat mit dem E90 über eine HSDPA Datenverbindung verbrauchte bei Sprachcodierung mit guter Qualität (gesetzt auf der pbxes.org Telefonzentrale) je 2.5MB eingehenden und ausgehenden Datenverkehr. Zusammen gezählt macht das 1MB pro Minute. Bei Sunrise kosten 2048MB pro Monat 49.- CHF, macht pro MB 2.4 Rappen sprich der Minutentarif per VoIP über die Datenverbindung kommt auf 2.4 Rappen und damit halb so teuer wie das herkömmliche Festnetz- ganz zu schweigen von Mobilfunktarifen - zu liegen. Natürlich erreicht man diesen Tarif nur, wenn man kostenlose Ziele anruft, oder innerhalb pbxes.org intern telefoniert. Externe Anrufe kosten dann jeweils den Tarif des SIP-Anbieters plus 2.4 Rappen pro Minute.

Qualität / Stabilität

Einmal eingebucht, stellt das E90 solide SIP-Verbindungen her. Zu beachten gilt es, dass der Akku natürlich nicht weit herhält, wenn man unter Umständen sogar per WLAN eingebucht ist - bei vielen Anrufen über HSDPA gilt dasselbe, nach einem Tag ist der Akku spätestens durch. Ansonsten ist die Verwendung einfach, je nach Grundeinstellung würden Rufnummern aus den Kontakten sogar standardmässig per SIP verbunden, oder man wählt das im Einzelfall über Optionen aus (“Internetanruf”).

Fazit

Wir haben mit der Kombination SIP-Account, E-90 und pbxes.org nur gute Erfahrungen gesammelt. Die Benutzerbarkeit, der Funktionsumfang und vor allem die Gesprächsqualität war in meinen Tests einwandfrei. Fring? Damit kann bei Fring ein externes SIP, MSN, Skype oder GoogleTalk Konto terminiert werden, die Fring Applikation auf dem E90 stellt dann wiederum die Verbindung zum Server von Fring her. Leider fällt hier die Gesprächsqualität rasch ab und ist nicht mit jener vergleichbar, die wir mit regulären, lokalen SIP-Providern erreichten. Wer jedoch per Skype telefonisch über die Datenverbindung anrufen und erreichbar sein möchte, der findet mit Fring die beste Lösung hierfür, und das erst noch kostenlos.

Links

• pbxes.org
• fring.com
• e-fon.ch
• sipcall.ch
• netvoip.ch